Nach einem Erzählband und einer Novelle hat der renommierte Schauspieler Ulrich Tukur nun sein Romandebüt „Der Ursprung der Welt“ vorgelegt und sich damit endgültig in die obere Liga der deutschsprachigen Literatur geschrieben.

Die Geschichte, eine Mischung aus Dystopie und Thriller, nimmt den Leser sofort gefangen. Sie beginnt in der Zukunft im Jahr 2033, als der Protagonist Paul Goullet bei einem Pariser Bouquinisten ein 100 Jahre altes Fotoalbum entdeckt, das einen Mann zeigt, der ihm zum Verwechseln ähnlich sieht. Fasziniert und gleichzeitig verstört begibt er sich daraufhin auf Spurensuche nach Südfrankreich. Was er dort herausfindet ist ungeheuerlich. Die scheinbare Realität wechselt mit alptraumhaften Sequenzen, die in der Vergangenheit spielen, in der er seinem Doppelgänger begegnet, einem französischen Arzt, der in den Vierzigerjahren unter den Nazis praktizierte. Was dabei zutage kommt entbehrt jeder Vorstellungskraft und ist eines Psychothrillers würdig.

Die Geschichte übt von Anfang an einen enormen Sog aus und hält die Spannung bis zum Schluss. Mit einer kafkaesken Grundstimmung erzählt der Autor über Vergangenes und Zukünftiges, das leider durchaus vorstellbar ist. Das macht das Buch u.a. so lesenswert: Der reale Bezug zur gegenwärtigen Situation in Europa, der Vergleich zur jüngsten Vergangenheit und die teils visionären Schlüsse, die Tukur daraus zieht. Trotz der schweren Thematik ist der Erzählstil erstaunlich leicht und geradezu nonchalant.

Ein hochambitioniertes Buch, das diesem Anspruch durchaus gerecht wird. Für mich das Beste, was der deutschsprachige Raum zurzeit bietet.

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