Der mehrfach preisgekrönte Krimi-, Drehbuch- und Jugendbuch-Autor hat mit „Letzte Ehre“ wieder ein kriminalistisches Meisterstück auf hohem literarischem Niveau geschaffen.

Ein scheinbarer Routinefall führt die Oberkommissarin Fariza Nasri in einen Sumpf von Verbrechen, die ein ungeahntes Ausmaß annehmen. In München wird die siebzehnjährige Finja nach einer Party im Haus des Freundes ihrer Mutter vermisst. Sie ist wie vom Erdboden verschluckt, es gibt weder Zeugen noch Anhaltspunkte. Nachdem zuerst der Freund der Mutter als Hauptverdächtiger erscheint, tauchen im Laufe der Ermittlungen immer mehr Spuren auf, die zu anderen bisher ungeklärten Verbrechen führen. Die Geschichte nimmt an Fahrt auf und führt immer weiter in tiefe menschliche Abgründe. So sieht sich die Kommissarin plötzlich vor der Aufgabe, drei Verbrechen gleichzeitig aufklären zu müssen, bei denen immer wieder ein und derselbe Name auftaucht. Fast zeitgleich wird ihre beste Freundin zu Hause überfallen und so schwer misshandelt, dass sie ins Koma fällt.

Fariza verbeißt sich zunehmend in ihre Nachforschungen und in den Fall ihrer Freundin, der nicht in ihren Aufgabenbereich gehört. Sie ist mit Leib und Seele Polizistin und besonders bekannt und berüchtigt für ihre Verhörtaktik. Mit viel Zeit und Einfühlungsvermögen denkt sie sich in die Verdächtigen ein. Ihr hohes Unrechtsbewusstsein lässt sie nach der Arbeit schlecht abschalten und hat zu einem kleinen Alkoholproblem geführt. Nichtsdestotrotz macht sie sich wie besessen an die Aufklärung der Fälle, die alle in einem Strudel von Gewalt gegen Frauen und Kindern enden.

Ani hat mit Fazira einen Ausnahmecharakter geschaffen. Eine psychologisch ausgefeilte Figurenzeichnung bis in die Nebendarsteller hinein zeichnet diesen Kriminalroman besonders aus. Die eher lakonische Sprache und das Verzichten von sensationshungriger Gewaltdarstellung heizt die Spannung zusätzlich an und spielt mit der Phantasie des Lesers. So ist dem Autor wieder ein literarischer Krimi der Extraklasse gelungen, der sich auch als Psychogramm einer kleinbürgerlichen Gesellschaft verstehen lässt. Ein Buch, das lange nachhallt und sich in den Kopf des Lesers einbrennt.

(Sylvia Jongebloed)

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