Die mexikanische Autorin hat mit ihrem zweiten Roman einen Bestseller weit über die Landesgrenzen hinaus gelandet. Im lateinamerikanischen Raum wird sie zu Recht bereits als zweite Isabel Allende gehandelt.

Dies ist die wundersame Geschichte der Familie Morales und dem Findelkind Simonopio. Wir schreiben die Zeit kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Zwischen Orangenhainen und Bienenvölkern liegt die Hazienda von Francisco Morales. Der wohlhabende und geachtete Großgrundbesitzer lebt dort mit seiner Frau, zwei Töchtern und dem Nachzügler Francisco junior. Eines Tages findet die alte Amme Nana Reja auf dem Feld inmitten von Bienen fast versteckt einen Säugling, den die Morales in ihre Familie aufnehmen.

Simonopio, der Bienenjunge, ist anders als andere Kinder. Die Dörfler beäugen ihn misstrauisch und vermuten, dass aufgrund einer gewissen Entstellung durch eine Hasenscharte der Teufel in ihn gefahren ist. Er ist ein ruhiges Kind, spricht kaum und lebt Zeit seines Lebens inmitten seiner geliebten Bienen. Außerdem ist er mit zwei außergewöhnlichen Begabungen ausgestattet. Einmal kann er sich aufgrund seines ausgeprägten Einfühlungsvermögens gut in Menschen hineindenken, so dass er sehr schnell erkennt, von wem Gutes oder Schlechtes ausgeht. Durch sein enges Verhältnis zu den Bienen wiederum ist er sofort sensibilisiert, wenn in der Natur Veränderungen stattfinden. So dient er sozusagen als Frühwarnsystem für die Morales und kann oft rechtzeitig vor Gefahren warnen, seien es Kriege, Naturkatastrophen oder Krankheiten wie die Spanische Grippe. Doch nicht alles kann er abwenden und so ändern sich die Zeiten allmählich bis ein Schicksalsschlag das Leben der Morales total verändert.

Atmosphärisch dicht, ohne Kitsch und Pathos sowie mit großer erzählerischer Kraft kommt dieser Roman daher. Literarisch ambitioniert mit einem Hauch von Mystik und Magie spricht er alle unsere Sinne an. Wir tauchen ein in eine unbekannte Welt und irgendwann mit großem Bedauern wieder auf, weil die Geschichte zu Ende erzählt ist, den Geschmack von süßen Orangen noch auf der Zunge und das Summen der Bienen in den Ohren!

(Sylvia Jongebloed)

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