Als sich Kari Sorjonen nach Lappeenranta versetzen lässt, tut er dies hauptsächlich für seine Familie. Von der alten Heimat seiner Frau Paaliina nahe der finnisch-russischen Grenze verspricht er sich mehr Zeit für Frau und Tochter und weniger Tote. Kari Sorjonen soll die neu gegründete Sondereinheit Schwerkriminalität unterstützen und neue Methoden in die Ermittlungsarbeiten einbringen.

Davon, dass Kari eigentlich Abstand zu seinem Beruf sucht und nun endlich seine oft gebrochenen Versprechen seiner Familie gegenüber erfüllen möchte, wissen seine Kollegen nichts. Ihm eilt der Ruf eines brillanten Ermittlers mit vielen Erfolgen voraus. Er selbst aber möchte mit Leichen eigentlich gar nichts  zu tun haben.

„Allerdings verabscheue ich mein Talent aus tiefstem Herzen. Es ist schuld daran, dass ich meine Leben damit verbringe, im Dreck der Menschheit zu wühlen.“

Leider bereiten Kari Sorjonen nicht nur Leichen Probleme. Auch der Umgang mit Kollegen und sämtliche sozialen Beziehungen sind für den talentierten Ermittler schwierig zu meistern. Schon als er sich seinen neuen Kollegen vorstellt und seine Ermittlungsmethode anhand von Personalakten demonstriert, bringt er alle gegen sich auf. Auch seine neue Vorgesetzte. Er selbst hingegen erkennt eigentlich gar kein Fehlverhalten.

„Paaliina sagt immer, dass ich tausendmal besser darin sei, Gegenstände und Tote zu verstehen als lebende Menschen. Ihrer Meinung nach fehlt mir eine auf die menschliche Frequenz ausgerichtete Antenne.“

In Lappeenranta ist es mit der erhoffen Ruhe schnell vorbei. Kurz nach Karis Ankunft wird die Leiche einer jungen Frau gefunden.

Zweiter Handlungsstrang: Lena Jaakkola ist Agentin beim FSB, dem russischen Inlandsgeheimdienst. Mit ihrer Tochter hat sie Streit, in einem laufenden Einsatz gerät sie durch eine unangemessene Reaktion in große Schwierigkeiten, kurzum: es könnte gerade alles besser sein. Dann hört sie eine Nachricht ihrer Tochter auf dem Anrufbeantworter und sofort ist sie in Alarmbereitschaft.
Die Spur ihrer Tochter führt nach Finnland, nach Lappeenranta, und Lena beschließt, auf eigene Faust zu ermitteln.

J.M.Ilves ist das Pseudonym zweier Finnischer Autoren, die sich dem Nordic Noir verschrieben haben. Krimis im Stil des Nordic Noir setzten sich nicht nur mit der kriminellen Handlung auseinander, sondern beleuchten die Realität jenseits des egalitären Sozialstaats und skandinavischem Wohlfühlambiente.

Die Autoren erschaffen eine beklemmende Stimmung. Ihre Charaktere waren für mich von Beginn an glaubwürdig. Der undurchsichtige Fall ist sehr spannend –  ein wirklich guter Krimi.

J.M. Ilves: Bordertown – Der Puppenmeister. Suhrkamp 2017, 14,95 €.

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