Vorsicht vor diesem Buch, es wird Sie einfangen und bis zum fulminanten Ende nicht mehr loslassen! Der schottische Autor hat mit seinem Krimidebüt gleich einen Volltreffer gelandet.  So hat er nicht nur eine ungewöhnliche, sondern auch eine äußerst vielschichtige Handlung erdacht, die selbst nicht passionierte Krimileser in ihren Bann zieht und begeistert.

In einem kleinen, verschlafenen Küstenort irgendwo in England ist der Teufel los und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Der jungen Rebecca bietet sich auf dem elterlichen Farmgelände ein grausiges Bild. Sechzehn Pferdeköpfe schauen kreisförmig angeordnet (Zitat „wie Kerzen auf einer Geburtstagstorte“) mit leeren Augen und halb mit Erde bedeckt aus dem sumpfigen Gelände. Der hinzugezogene Detective Nichols fühlt sich nicht zuständig und überqualifiziert für diesen Fall und die Veterinärpathologin Allen stößt bei diesem ungewöhnlichen Szenario schnell an ihre Grenzen.

Spätestens als kurz danach eine Seuche ausbricht, weil die verendeten Tiere mit einem gefährlichen Milzbranderreger kontaminiert sind und als Erste die sechzehnjährige Rebecca erkrankt, wendet sich das Blatt und die beiden Ermittler bekommen einen ersten Vorgeschmack von der Tragweite des Falles. Als dann noch ein Junge verschwindet, läuten sämtliche Alarmglocken und die Ermittlungen werden nochmal vor neue ungeahnte Herausforderungen gestellt.

Der Autor stellt in seinem Debüt alle gewohnten Krimielemente auf den Kopf bzw. die immer gleichen Zutaten, die angeblich einen guten Krimi ausmachen, greifen hier nicht. Genau das aber macht dieses Buch so besonders und nicht durchschaubar. Die beiden scheinbaren Hauptfiguren sind eigentlich nur Schachbrettfiguren in einem grausamen Spiel. Angesiedelt zwischen Krimi, Mysterythriller, Schauergeschichte und Sozialstudie ist dieser Roman nie überfrachtet und führt den Leser in ganz neue Dimensionen der Spannungsliteratur. Innovativ mit schnellen Szenen- und Perspektivenwechseln weist es auch Elemente von Computerspielen auf, dies ist wohl dem Umstand geschuldet, dass der Autor auch Drehbuchschreiber für eben diese Spiele ist.

Ein hochspannender literarischer Krimi der Extraklasse, der verstörend beginnt und noch schockierender endet. Kommen Sie mit auf diesen Parforceritt durch menschliche Abgründe!

(Sylvia Jongebloed)


Greg Buchanan: Sechzehn Pferde. S. Fischer 2022, € 22,00.

Teilen Sie diesen Beitrag - Wählen Sie die Plattform