Dies ist ein großer Roman über eine kleine Stadt im Mittleren Westen der USA. Elizabeth Strout knüpft damit nahtlos an ihren Erfolgsroman „Mit Blick aufs Meer“ an, für den sie 2009 den Pulitzerpreis erhielt. Auch in dem neuen Buch reihen sich Erzählungen aneinander, die für sich stehen könnten, aber durch einen roten Faden miteinander verbunden sind und so einen ganzen Roman ergeben. Wie durch ein Kaleidoskop sehen wir auf die Kleinstadt und ihre Bewohner. Jedes Kapitel ist einer anderen Person gewidmet, aber alle haben irgendwie miteinander zu tun. Viele Puzzleteile ergeben ein Ganzes. Kunstvoll fächert die Autorin die menschliche Seele mit all ihren Facetten auf. Sie ist dabei schonungslos und macht auch vor unbeeinflussbaren Katastrophen wie Verbrechen, Krankheit oder Tod nicht halt. Aber auch von Liebe in jedweder Form, von Gutherzigkeit und Verzeihen, vom Verständnis für andere ist die Rede. Das große Wunder beim Lesen besteht darin, dass man nicht runtergezogen wird durch manch unerträgliche Wahrheiten, sondern das Leben als Ganzes begreift mit allen positiven und negativen Seiten.

Da ist die einsame, übergewichtige Lehrerin, die früh ihren Mann verlor, und mit ihrem Schicksal hadert. Durch ein Buch wird ihr Denken in eine völlig andere Richtung gelenkt. Sie entwickelt mehr Verständnis für andere, denen es schlechter geht und verhilft einer begabten, aus einfachen Verhältnissen stammenden Schülerin zu einem Stipendium. Da ist der schwer traumatisierte Vietnam-Veteran, dem kein Therapeut und keine Selbsthilfegruppe helfen konnten. Erleichterung von seinen Seelenqualen bekommt er erst in einer Beziehung zu einer Prostituierten. Als diese Verbindung nach Jahren zerbricht, muss er sich seinen Traumata stellen. Die Schwester der Lehrerin, durch Heirat mit einem vermögenden Mann finanziell gut abgesichert, deckt über Jahre die sexuellen Obsessionen ihres Ehemanns, bis es zum Eklat kommt. Dann ist da die inzwischen erwachsene Frau mittleren Alters, die sich noch immer nach der Liebe ihrer Mutter sehnt, die sie vor langer Zeit verlassen hat. Jetzt im Alter wagen sie eine Annäherung und stoßen an ihre Grenzen. Aber „Alles ist möglich“, wie schon der Titel sagt.

Mit diesem Roman hat sich Elizabeth Strout endgültig in die Liga der großen amerikanischen Literaten eingereiht. Sie kann es einfach. Lesen Sie selbst.

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