Der Drehbuch- und Romanautor Speck wurde für seinen aktuellen Roman inspiriert durch eine wahre Geschichte. Er verknüpft auf geniale Weise eine verschachtelte Familiengeschichte mit historischen Ereignissen zwischen dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Gegenwart.

Wir beginnen den Parcoursritt durch ein halbes Jahrhundert Weltgeschichte in der Gegenwart. Die Archäologin Nina reist von Berlin nach Palermo zur Testamentseröffnung ihres verstorbenen Großvaters Moritz/Maurice. Dieser galt seit dem Zweiten Weltkrieg, seit dem Afrikafeldzug, als verschollen. Sie kennt ihn nur von Fotos aus seiner Jugendzeit. Ihre jüdische Tante Joëlle, mit der sie noch nicht lange in Verbindung steht, ist bereits vor Ort. Sie hat ihren Vater seit Jahrzehnten nicht gesehen, auch diese Familie hat Moritz verlassen. Beide Frauen wussten nicht, dass Moritz/Maurice auf Sizilien ein offenbar gutsituiertes Leben führte und eine Villa am Meer besaß. Aber es gibt noch eine Überraschung. Der Notar macht sie mit einem Mann Ende Vierzig bekannt, der offensichtlich auch ein Verwandter ist. Nur in welcher Beziehung steht er zu dem Verstorbenen? Und es wird noch mysteriöser. Bei der Testamentseröffnung erfahren sie, dass alle Drei zu gleichen Teilen erbberechtigt sind.

Wie und warum wurde aus dem Deutschen Moritz der italienisch stämmige Jude Maurice? Warum hat er zwei scheinbar glückliche Familien verlassen und wohin hat ihn sein weiteres Leben geführt?  Und welche Rolle spielt ein Koffer voller Fotos? Diese Fragen führen uns zurück zu dem Anfang der Geschichte, der Gründung Israels 1948 und dem bis heute schwelenden Nahostkonflikt.

Meisterhaft verwebt der Autor drei Generationen, Kulturen und Glaubensrichtungen zu einem stimmigen Ganzen und erteilt ganz nebenbei noch eine Geschichtsstunde par excellence. Man verschlingt das fast 700 Seiten starke Buch wie einen Krimi. Dem Autor gelingt es, uns die komplexe und schwere Thematik sehr unterhaltsam nahezubringen. Man saugt die Geschichte förmlich auf und gibt nicht eher Ruhe, bis man sie zu Ende gelesen hat. Unterhaltungsliteratur auf hohem Niveau.

(Sylvia Jongebloed)

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