Der internationale Bestseller aus Korea ist jetzt endlich auch bei uns erschienen. Cho, bisher eine erfolgreiche Drehbuchautorin, hat mit ihrem feministischen Roman weltweit für Aufsehen gesorgt. In Korea führte das Buch sogar zu Massenprotesten.

Die Protagonistin Kim Jiyoung ist Anfang Dreißig, lebt in Seoul und ist Mutter eines kleinen Kindes. Sie führt das Leben vieler Frauen auf der ganzen Welt und ist gefangen in den traditionellen Anforderungen, sich um Familie und Haushalt sowie Eltern und Schwiegereltern zu kümmern. Dieser ständige Spagat zwischen den an sie gerichteten Erwartungen und ihren eigenen Wünschen bleibt irgendwann nicht ohne Wirkung. Sie wird psychisch krank.

In Rückblenden wird das bisherige Leben der Protagonistin beschrieben, begonnen mit der schon als Kind erlebten Diskriminierung. Einer strengen Hierarchie folgend bekommen die Mädchen beim Essen das, was die männlichen Familienmitglieder übriggelassen haben. Dieses Leben zwischen Frustration, Unterwerfung und Fremdbestimmung verfolgt sie bis ins Schulleben hinein und gipfelt im Berufsleben in perfiden Überwachungsmechanismen. Versteckte Kameras in den Damentoiletten liefern Fotos, die anschließend ins Netz gestellt werden. Wird eine Frau von Männern belästigt, so trägt sie allein dafür die Schuld. Männer machen Karriere, Frauen nicht.

Auch nach Heirat und Mutterschaft endet dieses Martyrium nicht. Im Gegenteil, die Männer üben dann noch mehr Machtmechanismen aus. Die Frau wird ausschließlich reduziert auf einen gut funktionierenden Haushalt und das Wohlergehen von Ehemann und Kindern. An diesem Punkt angelangt, schaltet die Protagonistin in ihrem Kopf einen Schalter um. Ihre Psyche rebelliert.

Die junge Autorin hat mit diesem Buch voll den Zeitgeist der späteren #MeToo-Debatte getroffen. Das hat ihr nicht nur im ostasiatischen Raum viel Aufmerksamkeit gebracht, sondern weltweit und kulturübergreifend großen Zuspruch gefunden, wozu nicht zuletzt auch eine Verfilmung beigetragen hat. Der Roman ist in einer nüchternen, eher lakonischen Sprache und fast wie ein Bericht oder eine Dokumentation verfasst. Das verstärkt nochmal den Effekt des Inhaltes und trifft den Leser mit voller Wucht. Die Autorin sagt über ihr Buch: „Es ist fortschrittlicher und mutiger als ich“. Ein wichtiges Thema, unbedingt lesen!

(Sylvia Jongebloed)

Cho Nam-Joo: Kim Jiyoung, geboren 1982. Kiepenheuer & Witsch 2021, € 18,00.

Hier finden Sie das Buch in unserem Onlineshop.

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