Endlich wieder eine neue Krimireihe vom Ausnahmetalent Bernhard Aichner. Nach seiner erfolgreichen Totenfrau-Trilogie hat der Österreicher jetzt mit dem Pressefotografen David Bronski erneut eine interessante Hauptfigur mit einem ganz besonderen Hobby erschaffen.

Bronski ist immer ganz nah am Geschehen, kein Tatort und kein durch Fremdeinwirkung zu Tode Gekommener ist vor seiner Linse sicher. An einem kalten Wintertag bekommt er einen Anruf von einem früheren Kollegen. Dieser, inzwischen obdachlos, hat in einer verlassenen Wohnung eine kopflose mumifizierte Leiche gefunden. Bronski wittert gleich eine große Story und eilt mit seiner Kollegin Svenja von Berlin in seine Heimatstadt Innsbruck, um exklusiv vom Tatort zu berichten. Dort erwartet ihn eine große Überraschung. In der Jackentasche der Toten findet er einen Hinweis, der mit ihm ganz persönlich zu tun hat. Dies katapultiert ihn 20 Jahre zurück zu einem traumatischen Ereignis in seiner Vergangenheit. Erste Ermittlungen ergeben relativ schnell, dass es sich um die Leiche einer vor zwanzig Jahren spurlos verschwundenen Milliardärin handelt. Nur was hat Bronski damit zu tun?

Schon aus persönlichem Interesse taucht er in diesen Fall ein. Schützenhilfe bekommt er von zwei starken Frauen: Seiner Schwester Anna, einer privaten Ermittlerin, und von seiner Kollegin Svenja. Interessant ist die Figurenzeichnung. Im Gegensatz zu den beiden eher offen wirkenden Frauen ist der Protagonist introvertiert und auf sich selbst fokussiert. Außerdem treibt ihn eine große Passion um, er fotografiert hauptsächlich tote Menschen. Seine durchaus künstlerischen Fotos entwickelt er selbst und so wird die Dunkelkammer zu seinem ganz persönlichen Rückzugsort. Erst im Laufe des Buches wird klar, warum er so ist. Genau hier schließt sich der Kreis zu dem eigentlichen Kriminalfall, den aufzuklären für ihn immer mehr zur Obsession wird.

Aichner, früher selbst Pressefotograf, hat hier sicherlich eigene Erfahrungen mit eingebracht. Das macht das Buch auch so ungemein authentisch. Durch seinen sehr knappen Schreibstil mit viel wörtlicher Rede treibt er die Handlung unaufhaltsam voran. Die Spannung und das Grauen werden durch diese sehr minimalistische Erzählweise zusätzlich verstärkt und entwickeln einen ungeheuren Sog. Wieder ist dem Autor ein literarischer Thriller gelungen. Wir fiebern der Fortsetzung „Gegenlicht“, die Ende Juli erscheint, schon erwartungsvoll entgegen!

(Sylvia Jongebloed)

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