Weihnachtszeit ist Rentierzeit! Aber was wissen wir eigentlich über diese Tiere und den Menschen, mit denen sie seit Jahrhunderten leben? Die gebürtige Samin Laestadius berichtet aus eigenen Erfahrungen vom friedlichen Miteinander der Tiere und dem Volk der Samen. Bis zu dem Zeitpunkt, als Wilderer den Erhalt der Art gefährden und Rassismus das Leben der Samen bedroht.

Polarkreis 2008: Das Sami-Mädchen Elsa ist erst neun Jahre alt, als sie zusehen muss, wie ihr geliebtes Rentierkalb von einem Wilderer brutal abgeschlachtet wird. Vom Täter mit dem Tode bedroht und zum Schweigen verurteilt, schleppt sie dieses einschneidende Erlebnis noch Jahre mit sich herum, ohne sich jemandem anzuvertrauen. Zehn Jahre später ist Elsa zu einer jungen Frau herangereift, deren Angst sich immer mehr in Wut und Kraft umgewandelt hat. Sie beschließt, für den Erhalt ihrer Kultur zu kämpfen, sie möchte eine eigene Rentier-Herde besitzen und das zu ihrer Lebensaufgabe machen. Das wiederum führt zu Konflikten mit alten Traditionen, weil Frauen in ihrem Kulturkreis immer noch eine untergeordnete Rolle spielen. Jungen, selbstbewussten Frauen bleibt dann nur die Möglichkeit, in große Städte abzuwandern. Wie wird Elsa sich entscheiden?

Elsa und ihre Familie gehören dem indigenen Volk der Samen an, die früher als Nomaden mit ihren Rentier-Herden durch den Norden Skandinaviens zogen. Inzwischen sind sie sesshaft geworden, leben aber immer noch von der Rentierzucht. Sie wohnen in ihren Dörfern unter sich und werden von einem Teil der einheimischen Bevölkerung angefeindet und ausgegrenzt. Neben dem Rassismus und dem Abschlachten der Tiere ist auch der Klimawandel ein großes Thema dieses Buches. Es geht immer mehr Weidefläche für die Rentiere verloren, was sich wiederum nachteilig auf die Zucht und letztendlich auf die Lebensgrundlage der Samen auswirkt. 

Ohne jede romantische Verklärung erzählt die Autorin von ihrer Welt, wie sie heute noch ist. Dabei prangert sie nicht nur Konflikte von außen an, sondern geht auch mit ihrer eigenen Kultur kritisch um. Mitreißend und spannend erzählt sowie mit einer sympathischen Protagonistin bleibt dieses Buch lange im Gedächtnis. Auch fantastische Landschaftsbeschreibungen kommen nicht zu kurz. Es entsteht eine Atmosphäre von Winter pur und der Schnee beginnt förmlich auf der Haut zu kribbeln. Ein Weihnachtsbuch der anderen Art, perfekt für diese Jahreszeit mit einem Glas Glühwein und Zimtsternen unter dem Tannenbaum zu genießen! 

(Sylvia Jongebloed)


Ann-Helen Laestadius: Das Leuchten der Rentiere. Hoffmann und Campe 2022, € 25,00.

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