Die österreichische Autorin war mit ihrem letzten Buch bereits für den deutschen Buchpreis nominiert. Mit ihrem neuen Roman liefert sie wieder ein Glanzstück von hoher literarischer Qualität ab.

Wie ein Fotoalbum wird eine Familiengeschichte aufgeschlagen mit zum Teil autobiographischen Zügen. Die Geschichte beginnt 1914 mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Josef und Maria, die Großeltern der Autorin, leben mit ihren bis dato vier Kindern am Rande eines österreichischen Dorfes in ärmlichen Verhältnissen. Sie werden misstrauisch von allen beäugt und die Bagage genannt. Dann wird Josef in den Krieg eingezogen und die attraktive Maria bleibt mit ihren Kindern unter der Obhut des Bürgermeisters zurück. Es beginnt eine schwere Zeit für sie. Aber sie hat in ihren Kindern eine große Hilfe, der Älteste (11) kümmert sich um Hof und Vieh und der Zweitälteste (9) wird im Laufe der Jahre so etwas wie der Beschützer und Versorger der Familie. Nach dem zweiten kurzen Fronturlaub ihres Mannes lernt Maria zufällig den Fremden Georg aus Hannover kennen und verliebt sich wider aller Vernunft. Das Glück ist nur von kurzer Dauer und einige Zeit nach seiner Abreise wird allen im Dorf klar, Maria ist wieder schwanger. Nun wird gemutmaßt und wild spekuliert von wem das Kind denn nun sein könnte.

Hier beginnt die eigentliche Geschichte, die ihre Auswirkungen bis zur Gegenwart hat. Grete, die spätere Mutter der Autorin, wird geboren, von Maria heißgeliebt und von Josef zeitlebens nicht als sein Kind anerkannt, schlimmer noch: Er spricht nicht mit ihr, für ihn existiert sie nicht. Dieses bis in die Gegenwart nicht ganz geklärte Familiengeheimnis beeinflusst mehr oder weniger die nachfolgenden Generationen. Maria bekommt noch zwei weitere Kinder, also insgesamt sieben. Dabei ist hochinteressant, wie die Kinder ihre frühkindlichen Stellungen innerhalb der Familie ins Erwachsenenleben mit hinübernehmen. Der Älteste bleibt immer Landwirt und der Zweitälteste der Macher und Organisator. Die älteste Tochter, Katharina, die früh Verantwortung für ihre jüngeren Geschwister tragen muss, wird zu einer verhärmten Frau. Sie ist es letztendlich, die etwas Licht ins Dunkel der Spekulationen bringt.

Dieses Kaleidoskop von sehr unterschiedlichen komplexen Charakteren hallt noch lange im Leser nach. Erstaunlich, wie es der Autorin gelingt, auf nur 160 Seiten so viel prall gefülltes Leben zu erschaffen. Daraus ist eine ungewöhnliche Familiengeschichte entstanden, intensiv und kraftvoll erzählt. Sehr empfehlenswert.

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