Die erfolgreiche Journalistin und Autorin Adorján nimmt in ihrem aktuellen Roman die deutsche Medienlandschaft aufs Korn. Herausgekommen ist eine sehr gut beobachtete, bissige Gesellschaftssatire, die voll den Nerv der Zeit trifft.

Das Grundthema des Buches: Alter weißer Mann versus junge Feministin. Hans Benedek, in die Jahre gekommener Feuilletonist, hat den Zenit seiner Karriere längst überschritten. Einst war er ein erfolgreicher Kulturjournalist, dessen geschriebenes Wort etwas galt und an dessen Feder die Leser förmlich hingen. Ein Mann, der sein Handwerk verstand und dessen Fabulierkünste hochgelobt wurden. Auf der anderen Seite ist da die 24-jährige Alexandra „Xandi“ Lochner, Feministin und in den sozialen Medien als Bloggerin und YouTuberin aktiv. Sie ist gern gesehener Gast in Talkshows und hat bei ihren Auftritten schon Politiker demontiert.

Xandi hat nun ihr erstes Buch geschrieben. Sie initiiert ein Treffen mit Henriette, der Frau von Benedek, früher selbst Feministin und erfolgreiche Autorin, jetzt zur Yoga-Lehrerin „avanciert“. Sie manipuliert Henriette auf äußerst perfide Weise, ohne dass diese es merkt. Der Stachel ist gesät und die arglose Henriette schlägt ihrem Mann vor, ein Porträt über Xandi zu schreiben. Dieser ist begeistert, verspricht er sich doch davon, sein verloren gegangenes Image wieder neu aufzupolieren. Doch bald ist nichts mehr so wie es vorher war.

Augenzwinkernd werden in diesem Roman viele aktuellen Themen und Debatten angeschnitten, von MeToo über Gendern, Feminismus und Aktivismus jeglicher Art. Aber die Geschichte reduziert sich nicht nur darauf, sondern schlägt einen Bogen zu Themen wie Älterwerden, scheinbar nicht mehr zeitgemäß sein, aufs Abstellgleis gestellt zu werden. Wie können sich junge und ältere Menschen entgegenkommen und gemeinsam fruchtbar zusammenarbeiten und leben.

Dieser Roman kommt sehr leichtfüßig daher. Die Autorin selbst bleibt immer neutral und stellt sich auf keine Seite. Sie vermeidet Schwarz-Weiß- Malerei und hat durchaus Empathie für ihre Figuren.  Manchmal bissig, aber nie böse, werden Klischees kunstvoll umrundet. Man liest das Buch in einem Rutsch durch und möchte dann am liebsten gleich nochmal von vorne anfangen. Ein sehr kurzweiliger Roman, höchst vergnüglich und wahnsinnig gut unterhaltend!

(Sylvia Jongebloed)

Teilen Sie diesen Beitrag - Wählen Sie die Plattform