Was soll ich über „Drei“ erzählen? Inhaltlich darf ich nichts vorwegnehmen. Hier kommt es wirklich auf das eigene Leseerlebnis an mit all den hervorgerufenen Gefühlen und Gedanken. Große Wirkung garantiert.

Schauplatz des Romans ist Tel Aviv, Israel. Es geht um drei Frauen und einen Mann und um so viel mehr. Jede der drei Frauen ist emotional und leidet auf ihre Weise. Die erste Frau ist Orna. Über ein Datingportal lernt sie Gil kennen. Sie lebt mit ihrem 9-jährigen Sohn zusammen, nachdem ihr Mann sie wegen einer anderen Frau verlassen hat. Sie leidet noch unter der Trennung, ebenso wie der Junge. Auch wenn Gil nicht Ornas Traummann zu sein scheint, kommt sie nicht ganz von ihm los. Einsamkeit erträgt sich eben leichter zu zweit. Dann lernen wir Emilia kennen, die aus Osteuropa stammt. Sie arbeitet in der Pflege und hat sich um den alten Vater von Gil gekümmert. Sie ist nicht glücklich in ihrer Lebenssituation und hat es nicht leicht unter ihren prekären Lebensbedingungen und ihrer Sehnsucht nach Liebe. Und dann ist da noch Ella, die ihre Masterarbeit schreibt und vormittags dafür ein Café aufsucht. Dort trifft sie auf einen interessant wirkenden Mann, der sich als Gil vorstellt. Die Geschichte steigert sich langsam, aber stetig zu einem erschütternden Wendepunkt. Im ersten Moment dachte ich, ich lese nicht richtig…

Dadurch, dass die einzelnen Abschnitte im Buch aus der Sicht der Frauen geschrieben sind, gibt es drei ganz unterschiedliche Perspektiven und Erzählstimmen. Das hat bei mich beim Lesen sehr fasziniert. Was mir auch sehr gefallen hat, war die eher ruhige, nicht reißerische, fast schon sachliche, dennoch fesselnde Sprache. Der Autor schafft es, die einzelnen Frauenschicksale und ihre innere Zerrissenheit, ihre Erwartungen und Hoffnungen sehr genau zu transportieren. Dadurch fiel es mir leicht, mit ihnen zu fühlen und mich in ihre Lebenssituation hinein zu versetzen. Teilweise entsteht eine kriminalistische Spannung, die die aufwühlenden Geschehnisse noch verstärkt. Als Leser ist man sehr nah am Geschehen dran. Die männliche Hauptfigur Gil gibt lange Zeit wenig Aufschluss darüber, wer er eigentlich ist und was er bezweckt. Sein Charakter wird erst nach und nach verständlich. Die Dreiteilung des Romans mag zwar etwas ungewöhnlich erscheinen, am Ende fügt sich jedoch alles schlüssig zusammen und ergibt ein Ganzes.

Ich habe diesen Roman, auf den man sich am besten ohne detailliertes Vorwissen einlässt, sehr gerne gelesen und spreche meine Lese-Empfehlung aus!

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