Mit der Serie „Mord mit Aussicht“ spielte sie sich in die Herzen der Fernsehzuschauer, mit ihrem bemerkenswerten Debütroman „Ein anderes Leben“ hat sie in kurzer Zeit schon sehr erfolgreich eine große Leserschaft erreicht. Caroline Peters beschreibt mit viel Charme und Witz die Geschichte einer nicht alltäglichen Patchwork-Familie in den 70er/80er Jahren in Westdeutschland.

Aus der Sicht der jüngsten Tochter, die namenlos bleibt, wird das Leben von Hanna aufgerollt, der Hauptfigur, um die sich alles dreht. Hanna ist für die damalige Zeit eine unkonventionelle Frau. Sie heiratet nacheinander ihre drei Studienfreunde und bekommt von jedem eine Tochter. Bei dem letzten Mann, einem Architekten, bleibt sie und zieht ihre drei Töchter mit ihm auf. Anlässlich der Beerdigung des Vaters, die Mutter ist schon lange tot, bricht ein innerer Konflikt der Ich-Erzählerin auf. Die vergangenen Jahre ziehen an ihr vorbei und sie fragt sich, wer ihre Mutter wirklich war.

Die promovierte Germanistin und Slawistin Hanna liebt die Literatur. Nur leider lassen ihr Haushalt und Kinder wenig Zeit, dieser Leidenschaft zu frönen. Wobei ihr Verständnis von Kindererziehung schon sehr speziell ist. Pünktlichkeit ist in ihren Augen keine Tugend, sondern ein Zeichen von Schwäche. Beim Essen Tischdecken vollschmieren ist vollkommen egal. Aber wehe eines der Kinder ist der deutschen Sprache nicht mächtig und benutzt ein falsches Wort, das geht gar nicht. Sie genießt es, am Sonntagmorgen ihren Töchtern aus russischen Klassikern vorzulesen und nebenbei genüsslich ein Gläschen Sekt zu trinken. So wachsen die drei Schwestern nonkonformistisch und unkonventionell auf.

Anders als oft bei anderen Autor*innen rechnet die Tochter nicht mit ihrer Mutter ab, sondern versucht sie in ihrer Zeit zu sehen. Das immer noch enge Korsett der 70er Jahre ließ Frauen wenig Freiräume, von Selbstverwirklichung ganz zu schweigen. Frauen mussten funktionieren, der Mensch dahinter blieb meist unsichtbar.

Peters ist ein kluger und sehr emotionaler Roman gelungen. Tragik und Komik liegen zwar manchmal eng beieinander, aber es bleibt immer ein großes Vergnügen, sich weiter in die Geschichte zu vertiefen. Die Autorin schafft den Balanceakt zwischen Unterhaltung und Tiefgründigkeit mit Bravour. Sie bleibt beim Erzählen immer authentisch. Man spürt den Menschen hinter der Autorin und ich glaube, das macht das Buch so außergewöhnlich und besonders.

(Sylvia Jongebloed)


Caroline Peters: Ein anderes Leben. Rowohlt Berlin 2024, € 23,00.

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