Die junge Autorin ist bei einem breiten Publikum mit „Baba Dunjas letzte Liebe“ bekannt geworden. Mit ihrem aktuellen Roman wendet sie sich wieder dem Älterwerden zu und den Möglichkeiten, auch im Alter nochmal neu durchzustarten.

Werner Schmidt will eigentlich seine wohlverdiente Rente genießen. Doch das Schicksal macht ihm einen gründlichen Strich durch die Rechnung. Seine Frau Barbara, die das ganze gemeinsame Eheleben für den Haushalt zuständig war, wird plötzlich krank und baut dramatisch ab. Schmidt muss von heute auf morgen sein Leben neu überdenken. Die bislang klare Rollenverteilung löst sich in Wohlgefallen auf und stellt ihn vor eine doppelte Herausforderung, zum einen muss er sich um seine kranke Frau kümmern, zum anderen muss er den Haushalt jetzt allein meistern.

Schmidt, absolut ahnungslos in puncto Haushaltsdingen geschweige denn Kochen, macht sich notgedrungen ans Werk. Dabei kommt ihm seine Ausbildung als Techniker insofern zu Gute, als er sich alles Schritt für Schritt über Anleitungen erarbeitet vom Kaffee kochen über Kuchen backen. Beim Kochen ist das Internet natürlich auch sehr hilfreich und irgendwann trifft er dort auf einen bekannten Fernsehkoch, was für ihn letztendlich zu einem Schlüsselerlebnis wird.

Schmidt wird überwiegend als grantiger alter Mann geschildert, der sicher nicht immer ein einfacher Ehemann war. Aber im Laufe der Geschichte blitzen immer mehr nette Eigenschaften auf. Er kümmert sich nicht nur liebevoll um seine Frau, auch die Liebe zu ihr erwacht neu. So wird er als Mann geschildert, der sich seinen neuen Herausforderungen stellt und streckenweise seine harte Schale aufgibt, aber nie komplett sein Wesen verändert. Das macht das Buch aus, das lässt es nie ins Kitschige abdriften.

Mit viel Wortwitz und schwarzem Humor widmet sich die Autorin einem heiklen Thema und umschifft manche Hürde gekonnt und sensibel. Ein Buch, das trotz des ernsten Hintergrundes sehr komisch sein kann, wodurch sich einiges relativiert und besser zu ertragen ist. Eine Geschichte, die das Leben geschrieben haben könnte, mit positiven und negativen Seiten aber nie ohne Hoffnung. So ist der Autorin ein großartiger Unterhaltungsroman mit Tiefgang gelungen, der sich flüssig weg liest und den Leser nachdenklich zurücklässt.

(Sylvia Jongebloed)

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