Wilder Westen. Paläontologie. Abenteuerliche Reisen und eine Romeo-und-Julia-Geschichte. All dies könnte etwas viel für ein einziges Buch sein. Kenneth Oppel aber erzählt in seinem Roman genau davon und von noch viel mehr. „Vom Suchen und Finden“ ist ein packender Abenteuerroman mit einer wirklich schönen Liebesgeschichte.

Im späten 19. Jahrhundert bekommen zwei unerbittlich verfeindete Wissenschaftler gleichzeitig den Hinweis auf einen vielversprechenden Knochenfund. Sie hoffen beide, das größte Skelett auszugraben, das je gefunden wurde: den sagenumwobenen König der Dinosaurier.
Aber nicht nur ihre Methoden sind völlig unterschiedlich, sondern auch ihre finanziellen Mittel. Professor Cartland ist ein angesehener Wissenschaftler, der seine Expedition mit vielen Helfern und einer Eskorte startet. Seine Tochter Rachel begleitet ihn nach einigen Diskussionen, auch sie ist begeistert von der Paläontologie.
Michael Bolt hingegen ist Abenteurer, Entdecker, Geschichtenerzähler ohne gesellschaftliches Renommee. Er braucht diesen Fund sowohl finanziell als auch für seine wissenschaftliche Anerkennung. Zum Glück findet sein Sohn Samuel einen Weg, die Expedition zu finanzieren. So macht sich also auch dieses Team auf die Reise, zu zweit und ohne eine weitere Unterstützung.

Rachel und Samuel begegnen sich zum ersten Mal schon vor Beginn ihrer Expeditionen, und zwar auf einem Vortrag von Samuels Vater. Sie wissen jedoch nicht, mit wem sie es zu tun haben. Rachel ist angetan von dem charmanten und gutaussehenden Jungen, fühlt sich von seiner Aufmerksamkeit aber überfordert. Sie lebt zurückgezogen, allein mit ihrem Vater, und konzentriert sich komplett auf ihr großes Ziel, eine anerkannte Wissenschaftlerin zu werden.
Samuel hingegen ist es gewohnt, Aufmerksamkeit zu bekommen. Sein Vater steht gerne im Rampenlicht und auch er selbst erobert die Menschen in seiner Umgebung leicht. Die Paläontologie und die Zoologie interessieren ihn sehr, er ist allerdings deutlich weniger zielstrebig.

Rachel und Samuel begegnen sich erneut im Zug, der ihre Expeditionsgruppen zum Ausgrabungsziel bringen soll. Sie werden von ihren Vätern beauftragt, mehr über die Pläne des jeweiligen Kontrahenten in Erfahrung zu bringen und verlieben sich, noch bevor das Ende der Zugfahrt sie vorerst trennt…

Kenneth Oppels Roman ist inspiriert von einer wahren Begebenheit, den sogenannten „Bone Wars“ zwischen den Wissenschaftlern Marsh und Cope. Die Fehde dieser beiden Wissenschaftler Ende des 19. Jahrhunderts führte zu der Entdeckung vieler neuer Dinosaurierarten. In Oppels Jugendbuch, das jetzt bei Oetinger erscheinen ist, spielt diese Zeit eine große Rolle. Die angespannte Situation im Indianergebiet und der unterschiedliche Umgang mit der unbekannten Kultur ist ebenso Thema wie die Rolle der Frau. Rachel ist begeistert von der Wissenschaft, ihr Vater aber erwartet von ihr die Erfüllung gesellschaftlicher Verpflichtungen. Sie soll heiraten und nicht studieren.
Die Liebesgeschichte zwischen Rachel und Samuel ist wirklich ungewöhnlich. Die Dialoge sind mitreißend und unterhaltsam, der Wilde Westen und die Suche nach den Dinosaurierknochen ungemein spannend.

Ich kann diesen Roman allen ans Herz legen, die wunderbare Liebesgeschichten mögen und nicht auf Abenteuer und Spannung verzichten wollen.

Für begeisterte Leser ab 12 Jahren.

Kenneth Oppel: Vom Suchen und Finden. Dressler 2017, € 18,99.

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